DER ZEITZGRUND „Ein anmutiges Stückchen Land“

 

 

ERNST AMENDE beschreibt den Zeitzgrund im Jahre 1902 wie folgt: „Westlich vom Bahnhofe Hermsdorf senkt sich eine flache Mulde in die Hoch­ebene ein und verengt sich bald zu einem schmalen, tiefen Thale, dem 10 km langen Zeitz­grunde. In ihm fließt der forellenreiche Zeitzbach zur Roda. Der Grund ist ein an­mutiges Stück­chen Land. Zwischen bewaldeten Berglehnen, an senkrech­ten Felswänden und friedlichen Mühlen vorbei braust der Eisenbahnzug."

 

 

 

Auf einem Weg, der bereits im Mittelalter genutzt wurde, kann der Wanderer oder Radfahrer die Schönheiten des Zeitzgrundes genießen, zumal die Raub­rit­ter, die zuletzt auf der heute gänzlich verfallenen Rabsburg lauerten, längst verschwunden sind.


"Im Zeitzgrund" - von Sabine Koch

Überlebensgroße Holzfigur am Eingang des Waldspielplatzes "Trollwiese"
Überlebensgroße Holzfigur am Eingang des Waldspielplatzes "Trollwiese"

Gegenüber der Bockmühle, am Eingang des Zeitzgrundes aus Richtung Hermsdorf kommend und knapp 1 Kilometer von der Ziegenmühle entfernt, befindet sich der Waldspielplatz "Trollwiese".

Der Spielplatz, der 2009 gebaut und fertig gestellt wurde, lädt zum Spielen und zum Lernen ein. So wird beispielswiese anhand von Schautafeln gezeigt, welche Tierarten in den verschiedenen Höhen eines Baumes leben. Man kann gegen die Tierwelt im Weitsprung antreten oder von einem massiven Baumhaus aus dem bunten Treiben auf der "Trollwiese" zusehen.


 

An der Ziegenmühle beginnt das längste der Seitentäler des Zeitzgrun­des: das Teufelstal. Seit 1938 wird es von einem bautechnischen Meisterwerk über­spannt: der Teufelstalbrücke.


Zu ihrer Bauzeit galt sie mit einer Bogen­spann­weite von 138 m als eine der größten Einbogen-Eisenbetonbrücken Europas. Die Fahr­bahn der Brücke ist 270 m lang und liegt 56 m über der Talsohle. Ziemlich genau 60 Jahre später, im Mai 1998, wurde eine neu gebaute, dicht neben der alten er­richtete Brücke im Rahmen der Autobahnerweiterung übergeben. Eine

an­schließende Begutach­tung des Zustandes der alten Brücke führte schließlich zu deren Abriss und einem zweiten Neubau. So rollt der Verkehr nun über zwei neue Teufelstal­brücken.

 


 

 

Der Pechofen:


Inmitten eines Waldgeländes, in dem die Dorf­wüstung Blei­feld vermutet wird, hatte der Hermsdorfer Fleischermeister und Bodendenkmalpfleger Werner Peuckert hochmittelalterliche Gefäßscherben gefun­den. Eine Lehrgrabung durch das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar brachte im Sommer 1975 einen überraschenden Fund: Die Bodendenkmalpfleger stießen auf die Grundmauern eines sehr großen Pechofens. Es entstand die Idee, auf den Originalfundamenten ein Schnittmodell in Originalgröße zu errichten, das als Lehr- und Schauobjekt dienen sollte. Nach 4810 ehrenamtlichen Arbeitsstunden, die zum Großteil vom Dorfklub Schleifreisen geleistet wurden, konnte am 24. Juni 1978 die Fertig­stellung des Pechofenmodells gefeiert werden.


 

(Text leicht verändert aus: Serfling, Stefan: Schleifreisen - ein Heimatheft. - Herausgeber: Gemeinde Schleifreisen 2005.

 

Der berühmte Naturforscher und Je­naer Zoologieprofessor ERNST HAECKEL begab sich im August 1861 auf eine Wanderung durch den Zeitzgrund, worüber er begeistert an seine Ge­liebte Anna Sethe schrieb:


„Es ist ein sehr enges, wildes und einsames Felsental, welches sich in fast west­licher Richtung von Roda aus aufwärts zieht bis zum Waldecker Forst und bis Schleifreisen hin. Die steilen, hohen Wände sind mit den schönsten, ge­mischten Waldungen bekleidet, mit Nadelholz, Tannen, Fichten, Föhren [Kie­fern] und Lärchen in dem wechselnden, bunten Gemisch, zuweilen prächtige hohe alte Stämme. In dem mit üppigen grünen Wiesen bedeckten Talgrunde springt ein reizender wilder Bergbach herab, der eine Menge kleiner Seitenbä­che aufnimmt, viele kleine Stürze bildet und an ein paar weiteren Talstellen sich zu ein paar freundlichen, von Gebüsch bekränzten spiegelklaren Teichen ausbreitet, die wie der Bach selbst von Forellen wimmeln. Die reizenden Blu­men der Gebirgsflora schmücken die Steine und Felsblöcke, die im Bette des Waldbaches ausgestreut sind; zum ersten Male fand ich hier eines der schönsten Farnkräuter, den rei­zenden Straußenfarn mit einer großen Krone von herrlichen Wedeln oder Fie­derblättern, die wie ein Vogelnest oder eine Federkrone trichterförmig zusam­mengestellt sind und in deren Mitte die brau­nen Fruchtstöcke, die sporentra­genden Wedel hervorsprießen. Zwischen den Steinen wuchs überall eine Menge anderer Farnkräuter und blaue Gentanien, rote Geranien und gelbe Hiracien bildeten reizvolle Buketts. – Ein paar maleri­sche Partien bieten sich in der Nähe von einigen Schneidemühlen, die unfern der Teiche in den Talniederungen lie­gen. Bei jeder neuen Biegung und Wen­dung des Tales zeigt sich ein neuer, über­raschender Blick. Der herrliche Son­nenschein und die frische köstliche Luft machten die Wanderung den Zeitz­grund hinauf und herab doppelt reizend, und ich konnte mich nicht genug an dem herrlichen Waldtal satt sehen…“